wegwärts - Sennes Dolomiten Wanderung

In Wanderschuhen durch die Dolomiten

Seit einigen Jahren ist eine Woche im Spätsommer oder im frühen Herbst für Wandertouren in den Alpen oder – noch viel lieber – in den Dolomiten reserviert. Die erste Tour – eine Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran – ist Gunter noch allein mit einer Wandergruppe gelaufen, ein Jahr später sind wir eine weitere Etappe mit unseren Freunden Clara und Lothar und einem Wanderführer gewandert. Seitdem haben wir mehrere Wanderungen zu viert von einem Standort aus unternommen und sind in der Regel in den Dolomiten unterwegs.

In diesem Jahr treffen wir uns in St Vigil im Pustertal – Clara und Lothar kommen mit ihrem Fiat 500 aus ihrem Urlaub im Süden, wir kommen in zwei Etappen über Innsbruck und Vals aus dem Norden.

Tag 1

Nach einer Übernachtung in St Vigil starten wir an einem sommerlichen Montagmorgen über die gebührenpflichtige Bergstraße durch das Rautal zum Parkplatz des Rifugio Pederü im Zentrum des Naturparks Fanes – Sennes – Prags. Wir schultern unsere Rucksäcke und wandern bergaufwärts nach Norden zu unserem diesjährigen Stützpunkt, dem Rifugio Sennes. In zwei Stunden steigen wir von 1548m auf eine Höhe von 2126m – zunächst steil bergauf auf einer schmalen Fahrstraße, später im Zickzack durch immer lichter werdenden Wald, bis zu einer weiten Hochebene, an deren Ende unsere Hütte liegt.

Das Rifugio Sennes ist eine Schutzhütte, die Unterkunft für 60 Wanderer oder Radfahrer bietet – in Bettenlagern oder – ganz komfortabel – in Doppelzimmern mit oder ohne Bad. Von der Terrasse hat man einen grandiosen Rundblick auf einige der schönsten Gipfel der Dolomiten: Hohe Gaisel (3146 m), Cristallo (3221 m), Sorapis (3205 m) und Tofane (3243 m) und hier kann man in Wanderwege in alle Himmelsrichtungen einsteigen.

Zwei Stunden Aufstieg sind bei weitem nicht unser tägliches Pensum, also starten wir nach einer kurzen Vesper-Pause in die nähere Umgebung und besteigen unsere ersten beiden (kleinen) Gipfel – den Picio und den Col de Lasta – beide nur ca. 100m höher als unser Refugium…. zum Einlaufen!

Die Tage auf der Hütte gehen früh zu Ende – ein deftiges Hütten-Abendessen gibt es nur zwischen 18.00 und 19.00 Uhr, Wlan hat man nur 2 Stunden am Abend (und da alle Bewohner gleichzeitig ins Digitale starten – ist die Qualität schnell ausgereizt). Wir nutzen die Abende für einen Doppelkopf-Workshop für Clara….

Tag 2

Das Wetter ist sonnig und es ist – für die Höhe – erstaunlich heiß. Wir planen heute den Aufstieg zum Kleinen Seekofel auf 2810m. Wir starten auf dem leicht ansteigenden Weg 6A zur Schutzhütte Biella, steigen dann auf zur sogenannten Ofenscharte auf und wollen dann zum Gipfel …

Schon beim Blick bergaufwärts ist mir klar, dass dieser Berg nicht das Richtige für mich ist – auf felsigem Untergrund geht es im Zickzack steil bergauf, Markierungen kann ich nicht erkennen. Ich kämpfe mit der Strecke, meinen Stöcken und schließlich mit der Angst abzurutschen und gebe nach einem Drittel der Strecke auf. Gunter redet mich buchstäblich wieder zur Ofenscharte hinunter und ich kann aufatmen. Vom Fuß des Hangs können wir beobachten, wie auch Clara und Lothar weit oben umkehren – selbst der mit Ketten versicherte obere Teil des Aufstiegs ist nicht ganz ohne ….

Von der Hütte aus nehmen wir Weg 26 Ri. Süden und wandern zum Foses See, der inmitten der Bergwelt wie ein riesiger Spiegel liegt, bewachsen mit verblühten Seerosen. Wir queren das Gelände und erreichen über Weg 6A wieder unsere Hütte. Lothar ärgert sich, dass er kurz vor dem Gipfel aufgegeben hat, ich aber bin froh, dass ich nicht gegen meine Angst angelaufen bin.

Tag 3

Unsere heutige Wanderung führt uns nördlich zur Seitenbachscharte auf 2422m über den Ju de Sennes auf 2519m abwärts durch das Val de San Berto zur Schutzhütte Munt de Sennes, wo wir vespern, und wieder zurück zu unserem Stützpunkt. Das Wetter ist immer noch sommerlich und die Aussicht in alle Richtungen fantastisch.

Tag 4

Die Vorschau zeigt uns, dass es einen Wetterwechsel geben und es im Lauf des Tages regnen wird. Also nutzen wir den Vormittag, möglichst weit zu laufen und starten erneut Ri. Foses See, von wo wir mit Blick auf die Rote Wand – Remeda Rosses - ca. 400 Höhenmeter zum Cianpo de Crosc, ein weites schönes Tal, hinabsteigen. Vom Tal aus geht es wieder stetig aufwärts und langsam beginnt es zu regnen. Bei der Ankunft an unserem Etappenziel – der Schutzhütte Fodara Vedla sind wir trotz der Regenjacken bis auf die Haut durchnässt und von starkem Wind ausgefroren.  Anlass, uns mit heißen Getränken und Suppen wieder aufzuwärmen und zu hoffen, dass die Oberkleidung zumindest antrocknet.

Der Aufstieg zur Senneshütte ist im oberen Teil identisch mit unserem Aufstieg am ersten Tag und wir erreichen bei langsam nachlassendem Regen zügig unser Ziel.

Tag 5

Eigentlich wollen wir auch heute noch laufen und das Wetter scheint sich berappelt zu haben. Aber da die Hüttenwirtin weiteren Regen voraussagt und wir fast alle möglichen Wege von der Hütte aus gelaufen sind, beschließen wir abzusteigen und vom Tal aus, weitere Unternehmungen zu planen. Ich bin erstaunt, wie steil der Abstieg ist und wie viele Wanderer, mit teils ungeeignetem Schuhwerk, auf dem Weg Ri. Sennes Hütte unterwegs sind.

Ich gebe zu, ich bin groggy von den letzten Tagen. Von vielen Auf- und Abstiegen brennen mir die Oberschenkel und jeder Schritt wird mir zu viel, also verweigere ich eine weitere Tageswanderung Ri. Fanes-Hütte, die wieder 2 Std. Auf- und Abstieg bedeuten würde. Nach unserer Rückkehr nach St Vigil trennen wir uns. Clara und Lothar wollen noch einen Abstecher nach Innsbruck machen und im Inntal wandern, wir steuern den Starnberger See an, campen noch einen Tag und machen uns dann auf den Heimweg.

 

Das war unsere fünfte Wanderwoche zusammen und es war – wie immer – anstrengend, aber auch wunderschön und sehr lustig. Unser Doppelkopf-Training zeigt Wirkung, wenn auch Clara noch immer die Notwendigkeit ‚die Karten auf den Tisch zu legen‘ nicht ganz einsehen möchte.

Wir sind wieder viel gelaufen, habe grandiose Aussichten genossen, haben viel und deftig gegessen, diverse Russen (Weizenbier mit Limo) und Radler konsumiert, den Hütten-Cocktail verworfen und den Sprizz gefeiert. Wir haben – der Höhe geschuldet – nicht immer gut geschlafen, über E-Mountainbiker gelästert und uns über die vielen amerikanischen Wanderer gewundert.

 

Wandern in den Dolomiten         - …. ist immer ein großes Erlebnis, auch – oder besonders  - abseits der Hauptrouten.

Von Hütte zu Hütte wandern       -  … ist spannend und abwechslungsreich, muss aber für uns nicht mehr sein. Wir haben schon vor einiger Zeit beschlossen, Bettenlager zu meiden und von einem Punkt aus zu laufen …. Nach der diesjährigen Erfahrung wären auch zwei Standorte denkbar.

Und noch eine Anmerkung:        Sollten sich Angeben wie 300m Anstieg oder 400m Abstieg wenig anhören … in den Bergen geht es selten geradeaus. Etwa 1 Std (danke für die Info, Regina!) braucht man für 300 Höhenmeter. Das kann sich elend ziehen und oft geht es immer wieder auf- und abwärts, bevor man tatsächlich ein Gipfelkreuz erreicht. Und mitten im Aufstieg bin ich oft der Ansicht, dass das nicht unbedingt sein muss …..

… und deshalb wird unsere nächste Wanderung an einer Küste entlangführen, wieder wir vier, wieder mit den Doppelkopfkarten im Gepäck.

Bis dahin – danke an Lothar für die technischen Daten (von der genialen Sportuhr) und danke an unsere Freunde für die schönen Tage.

 

Tag 1

Aufstieg von 600 Hm von der Schutzhütte Pederü zur Sennes-Hütte. Dann ca. 250 Hm in Richtung Munt de Sennes mit den zwei kleineren Gipfeln.

 

Tag 2

Wanderung zum Kleinen Seekofel  und über Lago de Foses zurück – 595 Hm, 11,8 km, Gehzeit     5:25, Höhe max. 2527 m

 

Tag 3

Aufstieg zur Seitenbachscharte, weiter zum Gipfel  und über Munt de Sennes zurück (mit Einkehr) - Hm 543, 11,7 km, Gehzeit 5:21, Höhe max. 2498 m

 

Tag 4

Zur Fodara Vedla  Hütte über Lago de Foses - Hm 648, 21,6 km, Gehzeit 5:51, Höhe max. 2182 m

 

Tag 5 

Abstieg zur Pederü Hütte – 600 Hm, 2 Std. Gehzeit