wegwärts - When in Rome
Wir sind nicht die einzigen Traveller in Rom
Salve
Auf der Quirinale
Blick zum Petersdom
Pantheon - faszinierend
Auf der Engelsbrücke
Colosseum und mehr
Piazza di Spagna
Villa Borghese - Bernini
Mit dem Fahrrad auf der Via Appia
Legendär - Tiramisu take away= da asporto
Ein Abteil zum Schlafen im Nightjet
... und zu guter Letzt - ein kleines Kunstwerk aus dem Monti Viertel
… zu Fuß und mit dem Rad durch Rom
Die Welt ist groß, wenn man auf einmal Zeit hat zu reisen, wann immer man möchte und zu Zielen, die man immer schon auf der großen Liste hatte.
Solange es das Klima zuließ, sind wir unterwegs mit dem Campingbus und als es kühler und ungemütlicher wurde, kleiner Wellness-Trip an deutsche Gestade. Und jetzt im November in den Süden, nach viel Meer, Küste, Bergen und Gipfel – diesmal Kultur, um nicht zu sagen – das Kultur-Schwergewicht schlechthin: ROM - ein Geschenk zum Geburtstag meines Mannes, inklusive Reiseführer, geheimen Rom-Tipps von Journalist Andreas Englisch und eine grobe Planung.
Die Planung
Fahren oder fliegen, Hotel oder Ferienwohnung, im Zentrum oder außerhalb? 2 Stunden Flug gegen 11 Stunden Bahnfahrt – es siegte die Bahnfahrt, tags hin 11 Stunden, nachts zurück 18 Stunden! Wie uns diese Reiseform gefiel – davon mehr am Ende meines Berichts.
Unsere Unterkunft war ein eher traditionelles Hotel in der Nähe des Bahnhofs und aller Sehenswürdigkeiten. Nach 11 Stunden Zugfahrt, sollte das Bett nahe gelegen sein. Was die Länge unseres Aufenthaltes betraf - 5 Nächte sollten für einen ersten Eindruck von Rom genügen. Ob diese Dauer ausreichend für unser Programm war, werde ich am Ende der Reise beurteilen können.
Welche Besichtigungspunkte wollten wir in die Planung aufgenommen werden? Welche Programmpunkte waren eher fakultativ? Und welche Tickets sollten im Vorhinein gebucht werden?
Wir buchten drei Programmpunkte vor: das Forum Romanum mit Kolosseum, die Vatikanischen Museen und die Galleria Borghese. In jedem dieser Sehenswürdigkeiten stand uns ein Zeitfenster mit fester Startzeit zur Verfügung. Ein weiterer Programmpunkt sollte eine Radtour entlang der Via Appia Antica sein – wir beschlossen, die Räder vor Ort zu reservieren und verließen uns dabei auf einschlägige Kommentare im Internet.
Die Anreise
Wir starten unsere Reise frühmorgens mit einem ICE von Frankfurt bis Basel, dort steigen wir in die Schweizer Bahn bis Milano und dort in den Tren Italia nach Rom. Bis Mailand ist die Fahrt angenehm und entspannt, der italienische Zug jedoch – obwohl ein Wagen der Komfortklasse – ist eng und bis auf den letzten Platz ausgebucht. Die letzten vier Stunden unserer Fahrt sind strapaziös …
Ein Highlight, das wir allerdings vor lauter Verblüffung nicht genutzt haben, war die Möglichkeit aus einer wirklichen Espressomaschine, die durch den Waggon geschoben wurde, einen italienischen Kaffee zu trinken … im Fahrpreis inbegriffen. Das sind die kleinen Erlebnisse, die bleiben – auch wenn man sie nicht fotografiert und postet.
Ankunft in Rom
Nach 11 Stunden Fahrzeit – Endstation Roma Termini. Taschen schultern und sich durch Menschenmassen aus dem Bahnhof schieben, der Himmel schon nachtschwarz, die ersten beeindruckenden Ruinen schon sichtbar gegenüber der Station. Sucht man jetzt in einer fremden Stadt nach Orientierung gibt es in unserem Universum zwei Möglichkeiten – Google Maps oder ein Stadtplan.
Da wir noch zu einer Generation zu zählen sind, die ohne Google Maps und Navi aufgewachsen sind und wir uns Städte und Regionen rund um den Globus mit papiernem Kartenmaterial erschlossen haben, würde ich niemals auf den guten alten Stadtplan verzichten. Natürlich suchen wir Restaurants, Museen und Geschäfte mit Hilfe des Smartphones, informieren uns über Gehzeit oder ggf. über den Weg mit Auto oder Bus. Also mein Tipp – habt immer einen Stadtplan in der Tasche, in jedem Hotel erhält man einfache, übersichtlich Karten an der Rezeption. Macht euch anhand der Karte mit der Umgebung vertraut, bevor ihr euch auf den Weg macht.
Essen und Ausgehen
Das Schmökern in Reisetipps und meinem Reiseführer sowie ausgedehnte Walkingtouren mit meiner italienischen Freundin Clara, führten schon vor der Reise zur Erkenntnis, dass die abendlichen Aktivitäten wie Aperitif und Abendessen in der Gegend zwischen Bahnhof und Forum Romanum stattfinden konnten – dem Stadtviertel Monti. Während die Region Trastevere westlich des Tiber das turbulente Zentrum zum Trinken, Essen und Flanieren ist, war Claras Tipp, sich lieber in Monti zu bewegen – ein guter Tipp. Direkt neben den großen Straßen (Nazionale, Quirinale, Cavour) entfaltet sich ein Gewirr von Gässchen mit vielen Bars, Restaurants und kleinen Geschäften. Noch – so scheint es mir – wird man nicht in die Restaurants gelockt, niemand spricht vorbeilaufende Touristen an, um sie als Gäste zu gewinnen. Das mag daran liegen, dass hier viele Einheimische unterwegs zu sein scheinen, die ihre Wahl selbst treffen können.
Und hier wieder ein Tipp – die Speisekarten der einfachen Trattorien und Osterien sind nahezu alle gleich, wenn es keine ausgesprochenen Touristenlokale sind, ist die Qualität immer gut, mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Man sollte den Leuten auf die Teller schauen, nach der Spezialität des Hauses fragen und einen schönen offenen Wein zur Pizza trinken und alles ist gut. Am leckersten fand ich das Essen am Mittag in einer der vielen Fornos – auch ein Tipp aus der Reiseliteratur – hier: des Journalisten Andreas Englisch – dazu später… Ein Forno ist eine Bäckerei, die zum Mittag einige schöne Pizzen oder Pinsas bereithält und manchmal auch einfache Hausmannskost, die an kleinen Tischen verzehrt oder mitgenommen werden kann. Man stellt sich einen Teller mit Nudeln, Gnocchi, Fleisch oder Gemüse zusammen und bezahlt nach Gewicht.
Beim Gang ins Hotel fällt uns auf, dass die Via Boschetto direkt auf das beleuchtete Kolosseum zuführt – so nah sind wir an den wirklichen Highlights.
Für heute lassen wir den Abend aus- und die Anreise nachklingen und freuen uns auf morgen.
Der erste Tag
Nach einer ruhigen und komfortablen Nacht ist das Frühstück eine eher turbulente Angelegenheit. Ganz eindeutig handelt es sich bei unserem Palazzo um ein touristisches Etablissement.
Erfreulicherweise hält – trotz gegenteiliger Prognosen – das Wetter. Es ist immerhin schon November. Heute steht das erste Highlight auf dem Programm – die vatikanischen Museen – Zeitfenster um 12.00 Uhr, also reichlich Zeit, um sich zu orientieren und die ersten Kilometer zurückzulegen. Unsere Strecke führt uns vom Hotel auf der Via Nazionale nordwestlich zur Plaza del Quirinale – und plötzlich liegt jenseits des großen Platzes Rom in seiner Schönheit vor uns – ein Gewirr von Häusern, Kirchen, Türmen und in der Ferne die majestätische Kuppel des Petersdomes. Man erkennt die Hügel, auf denen die Stadt liegt, das Auf und Ab der Straßen, immer wieder unterbrochen von Parks und Grünanlagen. Zwischen unserem Standort und dem Vatikan liegt in weitem Bogen der Tiber.
An sich verdichtenden Menschenmassen merkt man, dass wir uns dem ersten Highlight nähern – um eine Ecke im Gewirr der Sträßchen und wir stehen vor der Fontana di Trevi, kaum zu sehen hinter den hochgereckten Handys und Kameras. Überall werden Lippen gespitzt, Haare gerichtet und Rücken durchgedrückt zur Aufnahme des idealen Selfies - ich/wir vor der Fontana di Trevi. Ein Foto gelingt mir auch – zur Erinnerung an diesen wirklich denkwürdigen Anblick …
Nur wenige Ecken weiter liegt auf einem Platz, etwas tiefer als die Platzebene, das Pantheon. Auch diesen Ort kann man wie viele andere kostenlos betreten und da es noch relativ früh am Tag ist, passieren wir die Sicherheitskontrolle ohne Wartezeit. Nie wieder in der Geschichte der Architektur – so informiert ein kurzer Blick in den Reiseführer – hat man ein vergleichbares Gebäude errichtet, es ist in mehr als 2000 Jahren einzigartig geblieben – eine gigantische, freistehende Kuppel mit einer großen Öffnung im Zentrum – einer der Anblicke in dieser Stadt, die einem fast den Atem raubt.
Als wir das Pantheon verlassen, hat sich schon eine Schlange gebildet von Menschen, die auf Einlass warten, doch wir ziehen weiter und stehen nur kurze Zeit später auf der großen, rechteckigen Plaza Navona – gesäumt von unzähligen Restaurants und Bars, die schon hungrige Touristen zum Mittagessen einladen. Ringsum ein Sammelsurium barocker Gebäude und Kirchen, im Zentrum der gigantische Neptunbrunnen. Nur einige Straßen südlich besuchen wir noch den Blumenmarkt Campo de Fiori, auf dem es zwar nur noch wenige Blumen, dafür aber umso mehr Gewürze gibt. In grauer Vorzeit eine Rinderweide, heute ein turbulenter Markt.
Jetzt drängt langsam unser erster Termin – der Einlass in die vatikanischen Museen um 12.00 Uhr. Wir laufen nordwestlich und überqueren den Tiber mit Blick auf die wuchtige Engelsburg, Fluchtburg der Päpste und fast 1900 Jahre alt. Über den Tiber führt die Engelsbrücke, die als schönste Brücke Roms gilt und nur Fußgängern offensteht, gesäumt von zehn Barockengeln aus Stein, geschaffen von Gian Lorenzo Bernini, der uns später auf unseren Museumsbesuchen noch begeistert wird.
Dann nähern wir uns dem Vatikan und überqueren den Petersplatz auf die gigantische Kathedrale zu. Vorbereitet durch die Lektüre eines Reiseführers – immer eine gute Idee – wissen wir, dass der Eingang der Museen seitlich des Platzes liegt, und machen uns auf den Weg. Und jetzt der Vatikan, genauer: die vatikanischen Museen – 13 Museen, 7 km Strecke, 50 000 Exponate … mit uns besuchen jährlich 5 Millionen Menschen dieses kulturelle Highlight. Während der Einlass dank Vorabbuchung reibungslos und schnell vor sich geht, scheinen heute mindestens einige tausend Kunstbegeisterte in den Museen unterwegs zu sein. Der Strom der Besucher stockt immer wieder durch Besuchergruppen, die sich wissbegierig um ihre Guides scharren. Selbst zum genaueren Schauen stehenzubleiben, ist fast unmöglich. Statt uns in Ruhe auf den Kunstgenuss einzulassen, durchwandern wir die Säle mehr oder weniger geduldig und freuen uns auf die Sixtinische Kapelle, auf die Schöpfungsgeschichte Michelangelos und die Darstellung des Jüngsten Gerichtes an der Decke und der Stirnseite.
Allein der Besuch der Sixtinischen Kapelle lohnt den Besuch der Museen, und jeder mag Räume und Sammlungen finden, die ihn begeistern – für mich waren das die Räume, deren Decken, Wandteppiche, ein langer Saal voller alter Landkarten der ganzen Welt und eine kleine Sammlung moderner Kunst zum Thema Religion und Glaube. Wunderschön auch der Innenhof und der Teil der vatikanischen Gärten, den man besuchen darf.
Nach erneutem Umrunden der vatikanischen Mauern, stehen wir vor der Frage, ob wir uns noch in die Schlange zum Petersdom einreihen sollen. Hilfreiche Zeitgenossen werben beständig mit ‚short track‘ Tickets und warnen vor stundenlangem Anstehen. Unnötig – die Schlange entsteht durch die Sicherheitskontrollen vor Betreten des Petersdomes, die bei großem Andrang verdoppelt werden, der Eintritt (in den Dom) ist frei (nicht jedoch die Kuppel). Nach 20 Minuten stehen wir schon am Tor des Doms und vor der Entscheidung, ob zuerst Kuppel oder Dom, ob mit Lift oder ohne … Weniger um Geld zu sparen als um nicht schon wieder in der Schlange zu stehen, beschließen wir den Aufstieg (551 Stufen, mit Lift erspart man sich nur die ersten 200 Stufen!). Über Rampen mit breiten Stufen beginnt der Aufstieg, wenig später verengt sich das Treppenhaus immer mehr. Ausruhen kann man sich in halber Höhe auf einer breiten Terrasse, von der man schon einen fantastischen Blick auf Vatikan und Stadt hat. Und weiter geht es – die Treppen werden irgendwann so schmal, dass ein Bodybuilder oder ein übergewichtiger Zeitgenosse nur schwer ans Ziel kommen kann.
Im oberen Drittel der Kuppel liegt uns Rom zu Füßen und erstreckt sich in alle Himmelsrichtungen. Man erkennt die Hügel, die Stadtviertel, kann den Lauf des Flusses verfolgen – für mich ein einzigartiges Erlebnis.
Unser erster Tag endet in Monti in einer Bar bei frühlingshafter Temperatur – nach einem Americano (kein Kaffee, sondern Aperitif!) führen wir uns Crostini und Pinsas zu Gemüte und lassen bei einem halben Liter Trebbiano den Tag Revue passieren. 21 km sind wir heute gelaufen, über 30 000 Schritte zeigt die App und unzählige Stockwerke gestiegen, wir haben schon die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gesehen und den Programmpunkt ‚Vatikan‘ erlebt. Das Wetter hat gehalten, wenn auch etwas grau, die Sonne hat sich nur ab und zu blicken lassen. Wir freuen uns auf morgen.
Der zweite Tag
Heute steht der Besuch des Kolosseums und des Forum Romanum auf dem Programm. Der Himmel ist heute tiefblau, am späten Vormittag kann man Jacken und Pullover in die Rucksäcke packen und die Wasserflaschen immer wieder füllen – der November fühlt sich sommerlich warm an.
Apropos Wasserflaschen – überall in Rom findet man Trinkbrunnen, an denen man seinen Durst stillen oder die Wasserflasche auffüllen kann. Ein Getränkevorrat in der Tasche oder den Kauf von Mineralwasser kann man sich sparen.
Vom Hotel laufen wir über die Via dei Serpenti direkt auf das Kolosseum zu. Schon bevor man sich in die Besucherschlangen einreiht, hat man entlang des Forum Romanum einen guten Blick auf unzählige Ruinen, Säulen und Tore.
Das Kolosseum oder ähnliche Foren für die römischen Brot und Spiele kennt man aus zahlreichen Filmen wie Gladiator, Spartacus, Ben Hur oder Asterix erobert Rom … nicht anders sieht es aus, ist aber dennoch ein beeindruckender Bau aus dem ersten Jahrhundert nach Christus – in nur acht Jahren errichtet, fasste es einst 50.000 Zuschauer. Von den Rängen hat man einen Rundumblick auf die Architektur und hinunter in die Katakomben. Auch hier schieben sich die Menschenmassen über die Ränge und durch die Gänge und es zieht uns bald wieder auf den Vorplatz, von dem man hinaufschaut zum Palatin, dem ältesten bewohnten Hügel Roms, Wohnstadt so illustrer Römer wie Catull, Cicero, oder der Cesaren Caligula oder Nero. Ein Gang über den Palatin Hügel dürft ihr euch nicht entgehen lassen. Hier ahnt man etwas vom Leben der mächtigen Römer und ihres Gefolges, man sieht noch die Grundrisse der Villen und die Anlage der Gärten. Von Aussichtspunkten hat man immer wieder einen Blick auf das Ruinengewimmel des Forum Romanum unterhalb des Hügels. Durch die Farnesischen Gärten steigt man hinunter in das ehemalige Machtzentrum des antiken Rom. Ich will nicht verhehlen, dass es nach einigen Stunden durchaus zu einem Overkill an Ruinen und Säulen kommen kann, so geballt erlebt man hier das antike Rom – Foren, Basiliken, Villen, Siegessäulen und Triumphbögen, Tempel und Monumente.
Beim Gang zum nächstgelegenen Forno suchen wir nach einem Geheimtipp – die Dachterrasse eines Museums mit kostenlosen Rundumblick. Fündig werden wir im Museum Capitolini – der Tipp besagt, seitlich am Museum vorbei über einen Seiteneingang zum Café auf der Dachterrasse aufzusteigen. Dieser Tipp erweist sich als Volltreffer – kurz nach dem Sonnenuntergang liegt ganz Rom vor uns, der Gang über die Dachterrasse öffnet den Blick in immer neue Richtungen. Und bei Bedarf kann man in der schicken Bar einen Kaffee trinken oder den ersten Aperitif des Abends zu sich nehmen.
Uns gefällt dieser Ort so gut, dass wir mehrfach zu verschiedenen Tageszeiten wiederkommen und auf den Blick vom benachbarten Monumento Nazionale Vittorio Emanuele II.- der in vielen Reisebeschreibungen beschrieben wird, verzichten.
Auf dem Weg nach Trastevere, wo wir heute essen wollen, streifen wir zufällig noch die Piazza della Bocca de Veritá, wo wir unsere Hände ins Maul der Fratze legen, wie das Millionen von Touristen schon vor uns getan haben. Ein Wachmann erbietet sich, Fotos von dieser Aktion zu machen, so dass auch die Schlange der Selfie-Süchtigen rasch voranschreitet. Unsere Hände nehmen wir übrigens unbeschadet wieder mit – Treue und Wahrheit für heute deutlich sichtbar bewiesen ….
Nahe der Piazza kann man den Tiber überqueren und ins Gewimmel von Trastevere eintauchen – Gässchen mit Bars und Restaurants ohne Ende, Schlangen an den besonderen Geheimtipps, obwohl es gerade erst dunkel geworden ist.
Und wieder ein Tipp: früh essen gehen outet euch zwar als Touristen, erspart aber Wartezeit und die Notwendigkeit zu reservieren. Während die eher einheimischen Etablissements erst ab 20.00 ihre Küche in Betrieb nehmen, kann man in vielen einfachen Restaurants durchaus schon ab 19.00 Uhr essen. Neben vielen Pizzen, Pinsas und Pasta-Gerichten testen wir heute Rigatoni Cacio e Pepe – Nudeln ganz schlicht mit Pecorino und Pfeffer – das Rezept werden wir in den heimischen Speiseplan aufnehmen.
Der dritte Tag
Nach dem Frühstück bleibt uns noch etwas Zeit, bis zu unserem Zeitfenster für die Galeria Borghese. Auch diese Distanz können wir problemlos zu Fuß zurücklegen und steuern zunächst die Spanische Treppe an der Piazza di Spagna an, die wir noch nicht gesehen haben. Auch dies natürlich ein touristisches Highlight, das unzählige Besucher anzieht. Menschenmassen bummeln von oben nach unten, steigen von unten nach oben, genießen die Aussicht und machen – wie immer und überall – Selfies für den individuelle Social Media Account. Dazwischen patrouilliert Polizei und ermahnt immer wieder mit dezenten Gesten, sich nicht auf den Stufen niederzulassen oder von diesen wieder aufzustehen, denn das Sitzen auf der Treppe – selbst um ein Foto zu machen - ist seit einiger Zeit verboten. Am Fuß der Treppe lohnt ein Abstecher zum Fontana della Barcaccia, gestaltet von Pietro Bernini, auf dessen Werke in der Villa Borghese wir uns heute freuen.
Rund um die Piazza di Spagna findet man die Geschäfte der Crème de la Crème aller italienischen und europäischen Designer wie Prada, Dior, Missoni, Gucci, Bulgari, Hermès, Cartier, Louis Vuitton, Ferragamo, Max Mara, Jimmy Choo, Miu Miu, Dolce & Gabbana und viele mehr. Eine Mini-Handtasche für 1650,- €, ein Mantel für 3000,-€, High Heels von Jimmy Choo für einen weiteren vierstelligen Betrag …. An den vielen Einkaufstüten sieht man, dass die Preise für viele Touristen kein Problem darstellen. Wir weichen lieber in die Seitenstraßen aus und bummeln dann langsam die spanische Treppe hinauf, durch den Park der Villa Borghese zur Galleria. Der Einlass wird tatsächlich sehr pünktlich gewährt und – wie sich herausstellt – auch nur für vorab gebuchte Besucher. Die Galleria ist für den Rest der Woche ausgebucht und ein spontaner Besuch ist für viele Gäste nicht mehr möglich.
Einen Besuch sollte man also vorab ins Auge fassen und die Tickets unbedingt online buchen.
Im Untergeschoss des Museums finden wir eine moderne Bar, an deren Tresen wir einen Cappuccino einnehmen, bevor wir das Museum betreten. Wir streifen durch eine der größten privaten Kunstsammlungen weltweit, bestaunen in zwanzig aufwändig restaurierten Sälen Gemälde und Skulpturen, vorwiegend aus der Renaissance. Obwohl moderner Kunst des 19. Und 20. Jahrhunderts mehr ‚unser Ding‘ ist, sind wir begeistert von den Skulpturen von Pietro Bernini, die die Ausstellung dominieren.
Die Galleria Borghese ist ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte – auch wenn man sich wenig für ältere Kunst begeistert. Allein der Park, das Gebäude und die Räume sind ein Besuch wert, ganz abgesehen von den Werken von Künstlern wie Caravaggio, Leonardo da Vinci und Rubens und der wirklich netten Bar im Souterrain.
Nach einem späten Lunch – wiederum in einem Forno (diesmal in der Via Venezia) bereiten wir unser morgiges Unternehmen vor und buchen unsere Fahrräder bei Topbike Rentals in der Via Labicana – in Sichtweite des Kolosseums und wieder nicht allzu weit von unserem Hotel entfernt. Das Wetter sieht gut aus und wir freuen uns, Stadt und Umgebung auch einmal auf andere Weise zu erleben.
Nach einer kurzen Pause im Hotel kehren wir zum Aperitif und Häppchen ein und beschließen den Tag bei Pizza und Pasta in einer nahegelegenen Osteria in Monti.
Sonntag – der vierte Tag
Nach dem Frühstück holen wir unsere Räder in der Via Labicana ab. Der Besitzer der Fahrradverleihs empfiehlt uns Mountain-Bikes und stattet uns mit Kartenmaterial und Helmen aus. Für unsere Radtour über die Via Appia Antica haben wir einen sonnigen Tag bestellt, nicht zu warm und vor allem trocken. Der Tipp, die altes römische Heeresstraße mit dem Fahrrad zu erleben, habe ich bei diversen Tourenanbietern im Internet gefunden – doch da uns Gruppenunternehmungen nicht liegen, gehen wir allein auf Tour. Zwar ist die Strecke nicht beschildert, aber so wie alle Wege bekanntlich nach Rom führen, führen viele Wege südlich aus Rom hinaus in Richtung Süden zur Via Appia Antica … Endstation Brindisi.
Der Einstieg ist nicht schwer zu finden und trotz des frühen Sonntagmorgens weisen uns schon viele Radfahrer, Busse und Touristengruppen den Weg. Der erste Teil der Strecke führt parallel zu Via Appia an diversen Katakomben vorbei (Kalixius Katakomben, Domitilla-Katakomben), zurück zur Via Appia zur Basilika San Sebastiano und deren Katakomben.
Heute ist uns nicht nach Katakomben und Ruinen und wir beschränken unser kulturelles Interesse auf die Villa di Massenzia, die man frei besuchen kann.
Irgendwann haben wir alle kulturbeflissenen Besucher überholt und radeln an unzähligen römischen Familien vorbei, die die Straße für ihren Sonntagsspaziergang nutzen und oft rechts und links auf den Wiesen beim Picknick sitzen. Die Straße ist – selbst für robuste Mountainbikes eine echte Herausforderung – teilweise holpert man tatsächlich noch über Brotlaib-dicke Wacker, rutscht in Zwischenräume im uralten Pflaster und muss auf Seitenstreifen ausweichen, um überhaupt voranzukommen.
Man durchfährt lichte Waldstücke, hat zum Teil kilometerweite Sicht auf die hügelige Landschaft und passiert immer wieder Grabmäler, Aquädukte und Torbögen. Rechts und links der Straße liegen hinter aufwändigem Sichtschutz unzählige prachtvolle Villen – hier wohnt ganz offensichtlich die wohlhabende römische Gesellschaft und nutzt die uralte Straße als Zufahrtsweg zu ihren Ländereien. Man kann endlos weiterfahren – bis Brindisi, wenn man möchte, doch wir beschließen nach ca. 11 km, uns auf den Rückweg zu machen. Am Kiosk Ecke Via C.Metella machen wir Pause, nutzen die Örtlichkeiten und sitzen in der Sonne bei Kaffee und Cornetti.
Da wir früh unterwegs waren, bleibt uns noch ein halber Tag mit Rad, den wir nutzen, um uns noch unbekannte Regionen von Rom zu erkunden – ein sicher waghalsiges Unternehmen bei dem üblichen Verkehr in Rom. Doch wir haben Glück – aufgrund eines Stadtlaufes sind weite Teile der größeren Straßen im Zentrum gesperrt und wir sind relativ sicher unterwegs. Mit dem Rad durch Rom ist auch einer der Insider-Tipps aus den Büchern des Romkenners und Journalisten Andreas Englisch, der gleich zehn Radtouren in seinem Buch ‚Mein geheimes Rom‘ vorschlägt. Wir durchfahren Rom in alle Richtungen, machen Pause – natürlich wieder in einem Forno in der Nähe des Vatikans und kreuzen den Tiber über die Isla Tiberina, die mit zwei Brücken mit dem Festland verbunden ist. Viele Legenden ranken sich um ihre Entstehung – seit dem 19.jahrhundert jedoch unterhält dort die jüdische Gemeinde Roms ein Krankenhaus, das noch heute als solches genutzt wird. Am Sonntag jedoch sitzen auf der Piazza im Zentrum der kleinen Insel Römer und Touristen beim Kaffee oder auf der Begrenzungsmauer mit einem Eis.
Als es langsam dämmrig wird, suchen wir den Weg zurück zur Via Labicana, vorbei an der Piazza Venezia und dem Forum Romanum und, und geben unsere Räder wieder ab.
Eine Radtour auf der Via Appia und durchaus auch auf einigen Routen durch Rom kann ich nur wärmstens empfehlen. Mit dem Rad sind in kürzerer Zeit längere Strecken möglich und die Route aus dem Zentrum hinaus aufs Land, ist eine Romerfahrung ganz anderer Art. Entlang des Tibers lässt es sich sicher fahren und die Fahrt mit dem Rad ermöglicht einen Blick auf viele Sehenswürdigkeiten aus einer ungewohnten Perspektive.
Der Tag endet wie immer in Monti beim Aperitif auf der Piazza und heute bei Antipasti, Pasta und Pizza in der Osteria Boschetto.
Montag – der fünfte und letzte Tag
Gegen 19 Uhr heißt es Abschied nehmen und die lange Nachtfahrt im Nightjet anzutreten. Glücklicherweise müssen wir erst gegen 12.00 auschecken, so dass wir den Tag gelassen angehen. Nach dem Frühstück deponieren wir unser Gepäck hinter der Rezeption und nehmen uns vor, alles noch zu sehen/zu besuchen/zu essen und zu trinken, was wir auf der Agenda hatten und das bisher zu kurz gekommen ist. Ich möchte noch einmal vorbei an allen Sehenswürdigkeiten zur Piazza Popolo laufen und von dort aus die berühmteste Einkaufsstraße Via dei Corso entlangbummeln. Bisher ist das Shoppen noch zu kurz gekommen und auch das gemächliche Bummeln. Heute ist Zeit dafür.
Wir streifen noch einmal durch die Gassen rings um die Piazza Spagna auf der Suche nach Mitbringsel, essen Schokoladeneis vom Eissalon Ciampini auf der Piazza di S. Lorenzo in Lucina und probieren ein Tiramisu bei Pompi, ‚Il Regno del Tiramisu‘ – dem König des Tiramisu am Fuß der Spanischen Treppe.
Von der Piazza Popolo wandern wir noch einmal den Berg hinauf zum Park der Villa Borghese und genießen den Abschieds-Blick auf die ewige Stadt.
Ein Mitbringsel finden wir schließlich in unserem Lieblingsviertel Monti, decken uns noch mit Proviant für die Nacht ein, sammeln unser Gepäck ein und finden uns rechtzeitig am Bahnhof Termini ein. Wir besteigen unseren Nightjet und beziehen unser ‚Privat-Abteil‘ – nicht Liege- oder Schlafwagen, aber ein Abteil für uns allein in einem fast leeren Zug. 18 Stunden dauert die Heimfahrt, dreimal Umsteigen sind vonnöten, um unser Ziel zu erreichen. Die Fahrt ist kräftezehrend und nicht immer angenehm, aber immerhin nachhaltig!
Nachhaltig ist auch unser Souvenir aus Rom – schon auf der Nachtfahrt beginne ich zu husten, zwei Tag später zeigt der Coronatest zuerst meine, dann Gunters Corona-Infektion ….
Fazit
Eine Reise nach Rom – auf jeden Fall mindestens einmal im Leben.
Ein Besuch im November – eine gute Zeit ohne die ganz großen Touristenströme.
Die Fahrt mit dem Zug – kann, muss aber nicht sein. Diese Art zu Reisen ist für Fans des Zugfahrens oder Menschen, die bei innereuropäischen Reisen auf das Flugzeug verzichten wollen.
Eine zentrale Unterkunft – unbedingt zu empfehlen, da man bei etwas guten Willen, jede Strecke innerhalb Roms zu Fuß bewältigen kann und die Stadt so wirklich gut kennenlernt.
Museen vorbuchen – unbedingt zu empfehlen, da man sonst vielleicht nicht sehen kann, was man gerne besuchen möchte. Die Mühe lohnt sich, erspart Stress und gibt dem Aufenthalt eine gewisse Struktur. In der Regel ist das Vorbuchen gleich teuer oder kostet nur unwesentlich mehr.
Rom mit dem Fahrrad – wenn man gerne mit dem Rad unterwegs ist, eine prima Sache für ein oder zwei Tage. Ein bisschen Mut gehört zwar dazu, aber die Anstrengung lohnt sich, besonders für einen Ausflug auf der Via Appia Antica.
… und zu guter Letzt
Alle Wege führen nach Rom ….. sollten sie, denn man muss Rom gesehen haben.
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut …… ....... das offenbart sich an jeder Ecke, in jedem Viertel. Rom ist ein Bilderbuch der Geschichte.
When in Rome, do as the Romans do ………….. ich würde mir wünschen, man könnte das tun. Nur leider bleibt ein Tourist ein Gast auf Zeit. Aber ein bisschen kann man sich abschauen – nicht immer mit den Strömen ziehen, offen bleiben für Überraschendes, eigene Wege finden und wenn man kann – mit den Menschen sprechen.
Rom ist ewig ....... das fühlt man in jedem Moment. Angesichts der beeindruckenden Monumente, der Bauwerke und Brunnen aus zwei Jahrtausenden, der Obeliske und Aquaedukte, der Kunst überall, fühlt man sich gelegentlich klein und unbedeutend. Aber für einen Moment ist man Teil dieser Ewigkeit.